Wie sabotiere ich eine Organisation?

2008 gab die CIA ein Handbuch zur Sabotage frei, das im 2. Weltkrieg in Geheimdienstkreisen verbreitet wurde. Wer sich mit Management befasst, liest es mit Gewinn.

5. Juni 1944. Die Alliierten landen in der Normandie. Jede Schwächung der Achsenmächte wird jetzt den Krieg verkürzen. Das Office of Strategic Services (O.S.S), ein Vorläufer der CIA, produziert zur inneren Zersetzung des Feindes ein Büchlein mit dem Titel «Simple Sabotage Field Manual». Es wird in ganz Europa an Sympathisanten der Alliierten verteilt. Sein Zweck: Mit kleinen, aber wirkungsvollen
Sabotageakten den Nazis schaden.

Erst 2008 gibt die CIA das Handbuch frei. Die BBC reagiert wie folgt: «Die Parallelen zwischen den Saboteuren von 1944 und bewusst schadenstiftenden Bürokollegen sind verblüffend.» Mit Wissen um das moderne Management drängt sich eine andere Interpretation auf: Oft ist es nicht der böse Wille, welcher Schaden verursacht. Das Problem liegt darin, dass Menschen ihren Fokus nur noch auf die Organisation richten und darob die eigentlichen Ziele der Organisation aus den Augen verlieren.

Wir haben aus dem Handbuch eine Liste von 13 zeitlosen Vorschlägen zur Sabotage von Organisationen zusammengestellt. Die geneigte Leserin, der geneigte Leser wird im impliziten Umkehrschluss Erfolgsfaktoren daraus ableiten können!

1. Bestehen Sie immer darauf, den Dienstweg einzuhalten. Lassen Sie nicht zu, dass Entscheidungen unbürokratisch beschleunigt werden.
2. Wann immer möglich, sollten Sie vorschlagen, Aufgaben und Themen an Ausschüsse und Arbeitsgruppen zu übertragen, um sie dort zu besprechen und zu beurteilen. Wirken Sie darauf ein, dass diese Ausschüsse möglichst viele Mitglieder haben – niemals weniger als fünf.
3. Halten Sie «Vorträge». Sprechen Sie oft und ausführlich an Sitzungen. Veranschaulichen Sie Ihre Argumente, indem Sie diese mit Anekdoten ausschmücken.
4. In wichtigen Sitzungen bringen Sie so oft wie möglich irrelevante Aspekte aufs Tapet.
5. Feilschen Sie um die exakte Formulierung von Beschlüssen, Protokollen und Mitteilungen.
6. Kommen Sie regelmässig auf Beschlüsse aus der letzten Sitzung zurück und versuchen Sie, eine erneute Diskussion darüber zu entfachen.
7. Raten Sie zu «Vorsicht». Warnen Sie vor übereilten Beschlüssen, die sich später als falsch erweisen könnten.
8. Stellen Sie Zuständigkeiten in Frage.
9. Bestehen Sie auf schriftlichen Anweisungen.
10. Wenn Sie Aufgaben verteilen, achten Sie darauf, dass Sie die unwichtigsten Themen Ihren besten Leuten geben.
11. Verlangen Sie absolute Perfektion – auch wenn es eine völlig irrelevante Aufgabe ist, die Sie erteilen.
12. Halten Sie Meetings und Besprechungen ab, wenn der Zeitdruck am höchsten ist.
13. Halten Sie sich wortgetreu an alle Vorschriften.